Sakrale Projekte | Evangelisch
Felsenkirche, Idar-Oberstein



Beschreibung der Evangelische Felsenkirche in Idar Oberstein
entnommen aus: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 11, Kreis Birkenfeld 1993

Oberhalb des ursprünglich ummauerten Stadtkerns von Oberstein ist die Felsenkirche in die nischenartige Höhlung eines steilen Felsens eingebaut, auf dessen Höhe sich Burg Bosselstein erhebt.
Sie wurde zwischen 1482 und 1484 als Ersatz für eine westlich des Stadtkerns gelegene Kapelle errichtet und war vermutlich wie diese der Pfarrei Idar zugeteilt. Über mögliche Vorgängerbauten – in dem Unterbau bzw. der Sakristei werden Reste einer früheren Befestigungsanlage bzw. Kapelle vermutet – besteht keine Klarheit. Ebenso ist das Patrozinium umstritten, jedoch darf aufgrund von Schenkungen St. Walburga angenommen werden. Nach der Reformation blieb die Kirche bis auf wenige Unterbrechungen Sitz einer Pfarrei, bis 1964 die Christuskirche in der Hauptstraße gebaut und Pfarrkirche wurde.

Die außergewöhnliche Lage der Kirche verursachte gleichzeitig eine schwerwiegende Gefährdung durch Steinschlag: 1742 wurde das gotische Gewölbe zerstört und durch eine Tonnendecke ersetzt. Die Veränderung des Turmdaches durch Baumeister Weyer 1858 geht ebenfalls auf Beschädigung durch Felsbrocken zurück. Vor allem Feuchtigkeitsprobleme machten 1927-29 eine tiefgreifende Sanierung durch Wilhelm Heilig aus Langen bei Darmstadt notwendig. Um die zunehmende Zahl der Besucher gefahrlos in die Kirche zu leiten, wurde 1981 ein Tunnel gebohrt, nachdem bereits 1978/79 der Felsen oberhalb der Kirche gesichert werden mußte.
Der ursprüngliche Zugang der Felsenkirche führt, vom Kirchweg kommend, zu einer bis ins 19. Jh. als Friedhof genutzten Terrasse und von dort aus über eine Treppe zum Eingang im Turm. Auf unterschiedlich hohen Unterbauten erheben sich der polygonale Westturm, das Langhaus und die etwas tiefer gelegene, ebenfalls polygonal gebrochene Sakristei. Der Turm erhielt 1929 in relativ strenger Form eine neue Glockenstube und den geknickten, sehr spitzen Helm. Das Kirchenschiff wird durch kleine quadratische Öffnungen im Unterbau und große spitzbogige Fenster belichtet, die ebenso wie die Strebepfeiler über einem Gesims ansetzen.
Der ursprünglich nur vom Schiff aus zugängliche Sakristeibau erhielt 1929 einen eigenen Zugang von außen. Ein damals als Kriegerdenkmal gestalteter, gewölbter Vorraum im Turm leitet in den flachgedeckten Kirchensaal über, der sich auf unregelmäßigem Grundriss mit einem höher gelegenen Seitenschiff präsentiert. Dieses öffnet sich in drei unterschiedlich großen Spitzbögen und nimmt den Aufgang zu den dazwischen gespannten Emporen auf. Als Besonderheit befindet sich auf der Nordseite eine eingefaßte Quelle. Außer den Kreuzrippengewölben im Seitenschiff haben sich vom ursprünglichen Raumabschluss einige Gewölbeanfänger, zum Teil mit figürlichen Konsolen, im Langhaus erhalten.

Das bei der jüngsten Renovierung 1981 nach Befund neugefasste Innere wurde unter Wilhelm Heilig im Sinne einer Bereinigung und Beruhigung des heterogenen Raumeindrucks umgestaltet, wobei zum Teil tief in die Substanz eingegriffen wurde. Im wesentlichen wurden der Aufgang zu dem Emporen verlegt, der Triumphbogen an der Ostseite und das Tonnengewölbe aus barocker Zeit sowie zahlreiche Ausstattungsstücke entfernt. Unter den noch vorhandenen, die zum Teil aus der Vorgängerkirche stammen, gehört der Flügelaltar mit der Passion Christi zu den kunstgeschichtlich wertvollsten und interessantesten: Er wird Ende des 14. Jh. datiert und dem Meister der Mainzer Verspottung, früher dem Meister des Obersteiner Altares zugeschrieben.
Ferner erwähnenswert: Grabplatte des in voller Rüstung dargestellten Philipp von Daun-Oberstein (1394-1432); Taufstein und Taufschale aus Messing, beide um 1500; Glasfenster mit Friedrich V. von Daun-Oberstein (1432-1501), unter dessen Herrschaft die Kirche erbaut wurde; Gemälde der Familie Sebastian von Daun-Oberstein (1554-1570) an der Westseite; Emporenmalereien des 18. Jh.: Christus mit Aposteln, Petrus vor Felsenkirche; St.-Stephans-Glocke aus Monzelfeld, 1686 gegossen; Orgelprospekt von 1756.

Der spätgotische Gewölbebau ist im höchsten Maße an die bis ins Innere spürbare, außergewöhnliche Lage im Felsen angepasst. Durch die Bereinigung unter Wilhelm Heilig wurden viele baugeschichtliche Aussagen zerstört oder verdeckt, jedoch ist gerade dieser Versuch einer Korrektur als typisch für den Umgang mit historischer Bausubstanz in den 1920er Jahren anzusehen. Die wenn auch kritisch zu bewertende Konzeption besitzt vor allem in den Details (Lampen) eigene Qualitäten.






Sanierungsbericht der Felsenkirche Idar Oberstein
für das Jahr 2000 bis 2004

Beschreibung der Innenrenovierung
Die Maßnahme beginnt mit der Innenrenovierung in den ersten Monaten des neuen Jahres 2000. Zunächst wird der gesamte Innenraum mit einem Stahlrohrgerüst eingerüstet, danach werden die Dispersionsfarben an den Wandflächen entfernt, die Schadstellen am Innenputz ausgebessert und die Wandoberflächen anschließend mit einer Mineralfarbe mehrfach gestrichen. Das Holzwerk der Bänke, Türen sowie der Brüstungen an den Emporen wird, ausgenommen an bildlichen Darstellungen der Kassetten, nur gereinigt und neu lasiert. Die gesamte Farbgebung des Innenraumes wird mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Landeskirchenamt Düsseldorf abgestimmt. Die derzeitige Farbgebung wird weitgehend übernommen.

Nach Abbau des Orgelgehäuses wird auch die Holzvergitterung an der Brüstung beidseitig entfernt, hier werden neue Brüstungselemente mit Rahmen und Füllungen, wie an der unteren Empore eingebaut. Künftig wird die Orgelempore über eine neue Spindeltreppe aus Stahl erreichbar sein.

Das spätgotische Altarbild wird zur besseren Hinterlüftung von derzeit 8 cm auf 15cm Abstand von der Chorraumwand neu befestigt.

Der neugotische Taufstein sollte m. E. aus dem engen Chorraum entfernt werden und seine Aufstellung im Bereich der kleinen gotischen Eingangshalle finden. Dieser mit gotischen Rippen überwölbte Raum im Bereich des früheren Zugangs könnte durch eine Glaswand vom Hauptschiff getrennt einsehbar sein. Die drei Treppenstufen zum Hauptschiff vermitteln den Eindruck einer tieferliegenden Taufkapelle.

Durch die Errichtung eines neuen Zugangs über den Eingangstunnel seit dem Jahre 1981 wurde der gotische Eingangsraum nicht mehr als solcher verwendet. Er könnte deshalb bestens als Taufkapelle genutzt werden. Die Außentür an dieser Stelle muss auch erneuert werden. Hier wäre eine Lösung denkbar, die neben einem geschlossenen Gehflügel auch beiderseits Tageslicht über eine neue Verglasung gestattet. Eine künstlerische Gestaltung in Bezug zur Taufe wäre denkbar.

Derzeit ist die Empfangsituation für Besucher im Eingangsbereich vom Tunnelzugang unbefriedigend. Hier ist daran gedacht, eine neue Lösung zu finden, die direkt in Verbindung mit der Eingangstür Informationsaustausch zwischen Küster und Besucher gestattet. Diese Lösung wird ebenfalls mit o.g. Behörden vor Ausführung besprochen.

Die bisherige Fußbankheizung wird zur Schonung des Altarbildes demontiert, künftig wird für den Gottesdienst an Weihnachten nur noch die Sitzbankheizung für eine geringere Temperaturerhöhung sorgen.

Im Bereich des Treppenaufganges zur Empore werden neue schmiedeeiserne Handläufe angebracht, die gefaßte Quelle hinter dem Zwischenpodest erhält ein neues schmiedeeisernes Gitter.


Beschreibung der Aussenrenovierung

Im Frühjahr und Sommer des Jahres 2000 wird nach dem Abbau des Innengerüstes das gleiche Gerüst für die Außenrenovierung verwendet, um erhebliche Transportkosten einzusparen. Außenseitig funktioniert an vielen Stellen die Wasserführung im Bereich der Gesimstropfkanten nicht mehr. Dadurch sind die Fassadenflächen stark verunreinigt. Vor einem Neuanstrich der Wandflächen wird durch die Sanierung der Sandsteinteile und der Kupfertropfbleche Abhilfe geschaffen. Notwendige Naturwerksteinarbeiten an den Gesimsen werden erst nach Stellung des Außengerüstes im einzelnen erfasst und festgelegt.

Nach dem Aufbau des Fassadengerüstes wird die stark beschädigte Kupfer-Stehfalzbedachung am Hauptschiff, dem spitzen Turmhelm und der Sakristei entfernt und durch eine neue Kupfer-Stehfalzdeckung ersetzt. Die Dachfläche des Hauptschiffes auf der Rückseite, der felszugewandten Seite, wird auch erneuert.

Ein Felssturz während der Bauarbeiten auf das neu eingedeckte Sakristeidach und das davor stehende Gerüst beschädigen beides schwer und verzögern die Fertigstellung.

Die Außenwandflächen werden mit Wasserdampf abgereinigt und anschließend mit Mineralfarbe neu gestrichen. Die derzeitige Farbgebung wird in Absprache mit den Fachbehörden dahin verändert, dass künftig der gesamte Unterbau der Kirche ockerfarben gequadert wird.

Auf der Gebäuderückseite wird eine neue Ausgangstür von der Empore des Seitenschiffes zum dahinter liegenden Außenbereich in der Felshöhle hergestellt. Der Treppenaufgang zum Dachboden und zur Glockenstube auf der Gebäuderückseite ist in einem so schlechten Zustand, daß er eine Gefahr für die Benutzer darstellt. Geländer sind nur unzureichend vorhanden. Die gesamte Treppe mit den Zwischenpodesten wird saniert und mit Basaltlavaplatten belegt. Schmiedeeiserne Handläufe sowie schmiedeeiserne Seitenschutzgeländer werden angebracht. Die stark verrosteten Stahlträger am oberen Treppenaufgang zur Außenplattform und im Bereich des Glockenturmzuganges werden saniert
Die Außenplattform in Höhe der Glockenstube wird für Besucher freigegeben. Hierfür wird jedoch eine Schutzüberdachung für Steinschlag angebracht. Der Boden an der Aussichtsplattform wird eingeebnet und ebenfalls mit Basaltlavaplatten belegt. Diese Baumaßnahmen, wie auch weitere Sicherungsarbeiten am tropfenden Fels über der neuen Orgel, werden erst im Jahre 2004 beendet.

Der freie Blick auf die Stadt Oberstein ist aus dieser Höhe ein neuer Anziehungspunkt für Besucher. In unmittelbarer Nähe kann man auch einen Blick auf die historische Uhrschlagglocke von 1682 werfen.


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der Felsenkirche
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dar-Oberstein